Dass Bücher „die schönste und interessanteste Ware der Welt sind, von der Wissen, Aufklärung und Weltverständnis ebenso ausgehen wie Verzauberung und Verführung“ – als Bücherliebhaber liest man gern, was der Verleger Lothar Wekel auf der Website des Verlagshauses am Römerweg schreibt. Aber schauen wir doch mal genauer, welche interessanten Waren dieses Verlagshaus vertreibt!
Unter seinem Dach logiert die Edition Erdmann, in der seit sechzig Jahren die großen Namen der europäischen Reiseliteratur, von Wilhelm von Rubruk bis Alfred Wegener, immer wieder neu aufgelegt werden. In dieser illustren Sammlung darf auch Antonio Pigafettas „Augenzeugenbericht von der ersten Weltumsegelung“ nicht fehlen. Die nächste Neuauflage ist bereits angekündigt, in einer wohlfeilen Ausgabe: „Das Original im Paperback“.
Robert Grüns Pigafetta-„Edition“ von 1968 Bild: Wikimedia Commons
Das Etikett „Original“ scheint hier vor allem der Herausgeber zu verdienen: ein gewisser Robert Grün aus Wien, der offenbar ein Freund origineller Arbeitsmethoden war. Grün publizierte 1968 eine deutsche Fassung von Pigafettas Bericht im damaligen Horst Erdmann Verlag. 1970 legte er eine deutsche Bearbeitung des Bordbuchs von Christoph Columbus nach und 1973, gemeinsam mit seiner Frau, ein Buch über „Die Eroberung von Peru: Die Augenzeugenberichte von Celso Gargia, Gaspar de Carvajal, Samuel Fritz“, alle im Erdmann Verlag.
Was für eine beachtliche Reihe einschlägiger Veröffentlichungen! – dachte sich wohl ein Rezensent im Spektrum der Wissenschaft und attestierte dem Publizistenpaar Grün noch 2015, „ausgewiesene Kenner auf dem Gebiet der Historischen Geographie und des Zeitalters der Entdeckungen“ gewesen zu sein. Völlig zu Recht, denn:
Solche Kenner der Materie waren die Grüns, dass sie in ihrem Werk über die Eroberung Perus sogar einen „Augenzeugen“ jener bald 500 Jahre zurückliegenden Ereignisse präsentieren konnten, den bis dahin außer ihnen niemand gekannt hatte, nämlich den Augustinermönch „Celso Gargia“. Dieser „Fray Gargia“ soll Pizarros auf dessen Zug nach Peru begleitet und einen Bericht hinterlassen haben über das, was er dort mit eigenen Augen sah. Gefunden hatten die Grüns ihren „Zeugen“, wie sie einleitend erklärten, im Wiener Völkerkundemuseum (heute Weltmuseum), in einer dort befindlichen „Handschrift von Simancas“, deren Signatur sie freilich vergaßen anzugeben. Und das hatte seinen guten Grund …
Wie unlängst in der FAZ aufgedeckt, existiert diese Handschrift ebenso wenig, wie es jemals einen Celso Gargia gab. Wohl lebte einst in Spanien ein Augustinermönch namens Celso García, der auch tatsächlich als Autor eines Buches über „Pizarro o Historia del descubrimiento del Perú“ firmiert. Aber dieser Celso Garcia kam nicht im 15. oder 16. Jahrhundert, sondern 1884 zur Welt, und sein Buch erschien zuerst 1923 und trug den Untertitel „relatada a los niños“ – „erzählt für Kinder“.
Was die Grüns in ihrem Werk über „Die Eroberung Perus“ erzählten, war jedoch kein Kindermärchen, sondern eine Geschichte voller Blut, Fanatismus und Grausamkeit, die sie wohl im wesentlichen – so die Autoren des FAZ-Artikels – von dem amerikanischen Historiker William H. Prescott abgekupfert hatten. Dessen ursprünglich 1847 publizierte „History of the Conquest of Peru“ war kurz darauf auch auf Deutsch erschienen und 1937 in Wien neu aufgelegt worden. Das Ehepaar Grün tat nicht viel mehr, als Prescotts historische Erzählung in die erste Person umzuformulieren – fertig war der „Augenzeugenbericht“ des 16. Jahrhunderts, der in dieser Form sogar Eingang in deutsche und österreichische Schulbücher für Gymnasien fand.
Einschlägige vorstrafen
Der promovierte Altphilologe Robert Grün hatte offenbar bereits Anfang der 1930er Jahre, während seines Studiums an der Universität Wien, ein „entspanntes Verhältnis zur Wahrheit“ bewiesen, indem er die Unterschrift eines Professors fälschte und dafür eine Verwarnung und die Nicht-Anrechnung eines Semesters kassierte. Sein Titel wurde dem Herrn Doktor 1958 aberkannt, nachdem ihn das Landesgericht Linz wegen Veruntreuung von Verlagshonoraren zu einem Jahr „schwerer Kerkerstrafe“ verurteilt hatte, heißt es in dem FAZ-Artikel.
Nach dieser Lektüre war ich nun doch neugierig geworden, und so habe ich die Grün’sche Pigafetta-Ausgabe in der Edition Erdmann einer genaueren Prüfung unterzogen. (Dass ihr Text an vielen Stellen vom Original abweicht, war mir schon früher aufgefallen und der Grund, warum ich eine neue, authentische Übersetzung von Pigafettas Bericht anfertigte, die 2020 in der wbg erschienen ist.)
Koelliker hatte Pigafettas Bericht (in der 1801 bei Julius Perthes erschienen Übersetzung von Amorettis Edition) mit anderen historischen Quellen montiert. Sein Buch ist eine Art Quellen-Collage, die sich zu einer umfassenden Darstellung von Magellans geschichtsträchtiger Reise aufsummiert. Um ein Beispiel zu geben:
In Pigafettas Schilderung der Schlacht von Mactan am 21. März 1521, die Magellan das Leben kostete, schob Koelliker einen Abschnitt aus dem Brief des Maximilianus Transylvanus „Über die molukkischen Inseln“ ein, der Magellan folgende Ansprache in den Mund legte:
„Lasset euch nicht einschüchtern, meine Brüder, von der Ueberzahl dieser Indier, unserer Feinde! Gott wird mit uns sein! Erinnert euch, dass vor kurzem der Kapitän Fernando Cortes in Yukatan mit 200 Spaniern 200.000 und 300.000 Indianer besiegte.“ (Koellikers Übersetzung)
Was allerdings Unsinn ist, denn die Nachricht von Cortés’ Umtrieben in Yucatán (bzw. Tabasco, denn gemeint ist wohl die Schlacht von Centla) gelangte erst im November 1519 nach Europa, zwei Monate nach Magellans Abreise von Kastilien, sodass dieser davon gar nichts wissen konnte. Aber egal. Transylvanus schrieb es, und Koelliker zitierte ihn. Zitierte ihn wohlgemerkt, wie es sich gehört, mit Angabe seiner Quelle. Grün wiederum übernahm das Zitat, aber ohne es als solches kenntlich zu machen. Bei ihm wirkt es, als hätte Pigafetta selbst die vermeintliche Rede Magellans berichtet. Und so ging Grün an vielen Stellen vor: Er übernahm Koellikers Einschübe in Pigafettas Text, aber anders als Koelliker kennzeichnete er sie nicht als Einschübe, sodass ein unbedarfter Leser nun für Pigafettas eigene Worte halten muss, was eigentlich aus anderer Quelle stammt.
Zwar wies Grün in einer „Anmerkung zur Edition“ darauf hin, am Text „geringfügige Veränderungen oder sogar Einfügungen“ vorgenommen zu haben, „die dem Brief des Maximilianus Transilvanus oder den Werken zeitgenössischer Historiker entstammen“. Aber er verschwieg, dass er diese Einfügungen nahezu wörtlich von Koelliker übernommen hatte und nannte weder dessen Namen noch dessen Buch. Auch verriet Grün nicht, dass er überdies noch weitere Passagen in Pigafettas Bericht eingefügt hatte, die weder bei Koelliker noch sonstwo dokumentiert sind, sondern gänzlich seiner eigenen Fantasie entsprungen waren.
Sex & Crime
In welchen Sphären sich die Fantasie des Ex-Doktors bewegte, lässt sich jenen Stellen seiner Pigafetta-Edition entnehmen, die sich nur dort und sonst nirgends in der Literatur finden. Da wird von Streit- und Mordfällen fabuliert, von sexuellen und kannibalistischen Gelüsten, verurteilten Ehebrechern, Meuterei-Komplotten, Schlangenbissen und dergleichen Dingen mehr – reinste Pulp Fiction, mit der Grün wohl Pigafettas Text aufpeppen wollte. Eine dieser Szenen gebe ich hier wieder. Sie soll sich während der monatelangen Fahrt über den Pazifik abgespielt haben, während derer die Besatzungen der Schiffe großen Hunger litten:
„Ich sah einen, der mit von Gier erfüllten Augen auf einen soeben verstorbenen Spanier starrte und dabei den Unterkiefer mahlend hin und her bewegte, und ich gab mich keinem Zweifel hin, daß dieser Seemann überlegte, welches Stück er aus dem Toten schneiden könnte, um es roh hinunterzuschlingen.“
Wie war das noch? Wissen, Aufklärung, Weltverständnis, Verzauberung und Verführung …
Bevor Sie nun der Verführung erliegen und sich – in der Hoffnung auf Wissen und Aufklärung – überlegen, Pigafettas schönen und interessanten Bericht von der ersten Erdumsegelung in der Edition von Robert Grün zu lesen: Vom allzu gierigen Verschlingen dieses Buchs sei abgeraten. Sie sollten es zuerst gründlich filetieren und unbedingt cum grano salis zu sich nehmen.
Im schönen Bundesland Niederösterreich, das seit fast 18 Jahren meine Wahlheimat ist, in der ich als Ausländer aber nicht wählen darf, gibt es sehr tiefe Gräben. Den Ötschergraben zum Beispiel, eine tief eingeschnittene Felsschlucht von ehrfurchtgebietenden Dimensionen, die den internationalen Vergleich nicht scheuen muss. Aber der Ötschergraben ist nicht annähernd so tief wie die Klüfte, die sich durch die politische Landschaft Niederösterreichs ziehen und die politischen Lager des Landes voneinander trennen.
Keine Angst: Dieser niederösterreichische Graben soll nicht geschlossen werden Bild: Wikimedia Commons
Nachdem die hierzulande seit 1945 regierende Volkspartei bei den Wahlen im Jänner 2023 ihre absolute Mehrheit verloren hatte, gelobte sie, „die Gräben zu schließen“. Die Gräben zu den Sozialdemokraten erwiesen sich jedoch schnell als unüberbrückbar, was nicht überraschte, hatte die Landeshauptfrau doch bereits vor Jahren erkannt: „Rote bleiben Gsindl“ . Was blieb ihr also anderes übrig, als den bodenlosen Schrund am äußersten rechten Rand der politischen Landschaft zuzuschütten und eine Landbrücke zur FPÖ zu schaffen, die aus den Jännerwahlen als triumphale Siegerin hervorgegangen war.
Um einen solchen Abgrund auszufüllen, müssen freilich unvorstellbare Mengen an Morast und Schotter bewegt werden, wie das „Arbeitsübereinkommen“ der beiden Parteien illustriert:
So wird ein 30 Millionen Euro schwerer Fonds die „Schäden“, die durch die „Corona-Maßnahmen“ entstanden seien, „wieder gut machen“.
Auf den Pausenhöfen der Schulen wird künftig die Verwendung der deutschen Sprache „forciert“.
Dafür dürfen Wirtshäuser, die „ein traditionelles und regionales Speiseangebot“ aufweisen, mit Prämien rechnen.
Wohl um den Arbeitsmarkt von Teilzeit arbeitenden Müttern zu entlasten, wird „die Kinderbetreuung im Familienverband“ eine „finanzielle Aufwertung“ erfahren.
Dagegen soll das Land „für die überwiegend wirtschaftlich motivierten Zuwanderer möglichst unattraktiv“ gemacht werden.
Für Autofahrer wiederum dürfte Niederösterreich noch attraktiver werden als bisher. Die Übereingekommenen bekennen sich nämlich zu „flüssigem“ Individualverkehr, Straßenbau und natürlich zur Krone der technologischen Schöpfung: dem Verbrennungsmotor.
Der Individualverkehr sei „in Zukunft zu erhöhen“ und „vor mutwilligen Störungen zu schützen“. Daher wird „ein entschlossenes und rechtlich effektiveresVorgehen gegen sogenannte ‚Klimakleber'“ für notwendig erachtet.
Freilich muss der immense Aushub an fossilem Gedankengut, mit dem der große Graben am rechten Rand der politischen Landschaft gefüllt werden soll, irgendwoher kommen, und so wird das Schließen des einen Grabens wohl andere Klüftungen vertiefen: zu denjenigen „Landsleuten“ nämlich, die sich ihre Zukunft nicht als Rückwärtsfahrt mit Vollgas in eine märchenhafte Vergangenheit vorstellen.
Schon werden die Böden hierzulande rissig von wochenlanger Trockenheit. Mit dem Klimawandel hat das aber bestimmt nichts zu tun. Ich glaube eher an einen Schadenszauber durch überwiegend wirtschaftlich motivierte Zuwanderer. Vielleicht sollte man zu dessen Abwehr ein paar Fremde lebendig begraben, wie es schon bei den alten Germanen gepflegter Brauch gewesen sein soll …
Es ist nicht die Art Literatur, die ich normalerweise lese: ausgedachte Geschichten, zudem noch kurze. Aber ein alter Freund hat sie geschrieben, und darum habe ich sie zur Hand genommen. Dass ich mich hier darüber äußere, ist allerdings kein Freundschaftsdienst. Das möchte ich gern vorausschicken. Sondern weil mir die Geschichten gefallen, die Florian Schneider erzählt.
Bild: periplaneta Verlag und Medien
Sie handeln von scheinbar alltäglichen Begebenheiten – nichts Weltbewegendem, könnte man sagen, dabei erzählen sie doch von dem, was die kleine Welt bewegt, in der eine jede und ein jeder von uns lebt: von Erinnerungen, Träumen, vor allem aber von den Beziehungen zu denen, die uns am nächsten sind, seien es Partner, Kinder oder auch Tiere.
Da sitzt ein Mann frühmorgens in einem Hotelzimmer und sieht sich auf einem Tablet Bilder an, Bilder von einem aggressiven Hirntumor. Sein Blick, das erfährt man bald, ist der des Fachmanns. Nachdem er genug gesehen hat, tippt er in das Bildschirmgerät den Satz: „Lasst es den Chirurgen machen.“ Eine lapidare Anweisung in einer Sache auf Leben und Tod, gerichtet an die Mitarbeiter in seiner Klinik, denen er offenbar nicht zutraut, was er selber in diesem Fall tun würde, wenn er vor Ort wäre: den Tumor „minimalinvasiv“ entfernen.
Denn der Mann am Tablet, so erfahren wir, ist ein Pionier minimalinvasiver Schädel-OPs, eine Koryphäe seines Faches. Aber er ist nicht vor Ort, sondern in einem Hotelzimmer auf Mauritius, mit seiner neuen, mutmaßlich jüngeren Frau, für die er mit Mitte fünfzig seine Familie verlassen und die sich die Insel im Indischen Ozean zum Ziel ihrer Hochzeitsreise erwählt hat, weil diese „so weit weg“ ist, „dass du es niemals in die Klinik schaffst“.
In einer anderen Geschichte blickt eine Frau aus dem Fenster ihres Schlafzimmer auf die Felder, die einmal ihrer Familie gehört haben. Es ist September, es ist extrem heiß, und der Mais auf den Feldern, nichts als Mais, bis zum Horizont, wird geerntet: „Sie sind mit zwei Maschinen gekommen und sie arbeiten gegenläufig, Reihe um Reihe. Sie reißen die Stängel aus der Erde, als wären es Grasbüschel und oben aus den Rohren schießt der Häcksel in die Anhänger wie der Strahl von Erbrochenem.“
Später, am Abend, wird die Frau gierig die Flasche Wein aus dem Kühlschrank an die Lippen setzen und, weil sie nicht schlafen kann, noch auf einen Absacker zu Don Alfonso in die Dorfkneipe gehen. Dort war sie früher oft mit ihrem Mann, der sich zu Tode gesoffen hat, und dort wird sie heute Abend auf die Fahrer der Mähdrescher treffen, Saisonarbeiter aus Osteuropa, die hier fremd sind wie sie, die Eingeborene …
Auf jeweils drei, vier, fünf Seiten gelingt es Florian Schneider mit seinen literarischen Momentaufnahmen, das Leben eines Menschen oder eines Paares einzufangen in seinem Beziehungsreichtum und seiner Brüchigkeit. Dass dabei vieles nur angedeutet wird und noch mehr ungesagt bleibt, der Fantasie des Lesers überlassen, ist alles andere als ein Manko. Die losen Enden machen – zusammen mit der akkuraten, niemals auftrumpfenden Sprache für mich den Reiz der Lektüre aus.
Es gibt auch ein paar längere Geschichten, wie die von den beiden jungen Leuten, Kollegin und Kollege in einer Berliner Werbe-Agentur, die eine romantische Beziehung eingehen. Aber mir gefallen die kurzen, die irgendwo einsetzen und ihre Story nicht bis zum Ende auserzählen, am besten. Ihnen allen wohnt eine Spannung inne, die mich von den ersten Zeilen an, wofern nicht um das Leben, so doch um die Seele der Protagonisten hat bangen lassen.
Nach dem 2. Hauptsatz der Thermokrisendynamik steigt im proportionalen Verhältnis zum Preis fossiler Energieträger die Zahl an Ratschlägen zu deren sparsamer Verwendung. Folglich waren die Medien in den vergangenen Wochen voll von Artikeln, die einem erklärten, wie man „richtig“ heize und „richtig“ lüfte, sodass ich mich schon gefragt habe, wie wir Zeitungs- und Internetleser früher durch die kalte Jahreszeit gekommen sind, ohne solche sicherlich gutgemeinten Belehrungen.
Das „Mäusekrematorium“, mit Kindersicherung und sicherem Kind.
Mich beschäftigt das Thema Heizen ja schon viel länger, als die aktuelle Energiekrise dauert, spätestens seit meine Frau und ich 2005 in ein schlecht isoliertes altes Haus am Lande gezogen sind. Über unsere Erfahrungen des ersten Winters schrieb ich damals einen kleinen Text, der – gedacht für den Hausgebrauch und als Beilage zur Familienchronik – bald in der Schublade verschwand. Wenn ich diesen mehr als 16 Jahre alten Text jetzt wieder hervorziehe und hier präsentiere, so geschieht das deshalb, weil ich selbst beim Wiederlesen überrascht war, wie viel von der aktuellen Krise bereits damals spürbar gewesen ist. Sogar der Oberschurke war schon derselbe …
Dass der Schein trügt, der schöne zumal, wird ihm oft bescheinigt. Manchmal allerdings zu Unrecht. So hieß es früher vom Hundert-Mark-Schein, dieser Schein trüge niemals. Zynisch gesinnte Zeitgenossen sagten gar von diesem Schein, er trüge als einziger nicht. (Das war allerdings vor der Währungsreform. Ob Leute vom Hundert-Euro-Schein dasselbe sagen würden, erscheint mir zweifelhaft; jedenfalls ist mir diese Aussage noch nie zu Ohren gekommen.) Zudem soll der eine oder andere Heilige den Schein seiner Heiligkeit nicht ohne Berechtigung tragen. Es scheint daher, dass der Schein nicht immer trügt, sondern manchmal doch der Wirklichkeit genügt. In solchen Fällen scheint mithin der Schein nur zu trügen, oder anders gesagt: Anscheinend kann es mitunter sein, dass ein Schein nur scheinbar trügt.
Es scheint übrigens Menschen zu geben, die es nicht ertrügen, wenn jemand anstelle von „anscheinend“ das Wort „scheinbar“ gebrauchte. Zu diesen zähle ich nicht, denn ich ertrage diesen immer öfter aufscheinenden Gebrauch klaglos, obwohl mir die Preisgabe der unscheinbaren Unterscheidung von „anscheinend“ und „scheinbar“ keineswegs harmlos erscheint. Dass beide Wörter nicht dasselbe meinen, ist doch offensichtlich. Und wer Schein und Wirklichkeit nicht (mehr) unterscheiden kann, hat augenscheinlich ein Problem, und zwar nicht bloß ein scheinbares.
Als wäre das nicht schon Ärger genug, weigerte sich die Bahn auch, uns das Ticket für den verpassten Nachtzug zu erstatten. Es hatte immerhin 299 Euro gekostet. Weil wir wissen wollten, ob das rechtens ist, wandten wir uns an eine Rechtsanwältin, die für uns Klage einreichte. Nach dem gestrigen Gerichtstermin sind wir nur ein bisschen schlauer.
Das Bezirksgericht gab nämlich dem Einwand des Anwalts der Deutschen Bahn statt, dass der Fall nicht vor einem österreichischen Gericht verhandelt werden könne. Zwar steht in der EU-“Verordnung über die gerichtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen“, dass Verbraucher in ihrem Wohnsitzland Klage gegen Vertragspartner führen können, wenn diese dort eine Niederlassung haben. Das hat die Deutsche Bahn. ABER: In der Verordnung steht auch, dass dieses Prinzip „nicht auf Beförderungsverträge … anzuwenden“ sei.
Der Richter erklärte bedauernd, diese Klausel sei zum Vorteil der großen Flug- und Bahngesellschaften in die Verordnung eingefügt worden. Dagegen könne er nicht entscheiden. Das müsse auf EU-Ebene geändert werden. Ich hatte den Eindruck, dass der Richter uns gern Recht gegeben hätte. Selbst dem Anwalt der Bahn schien seine Rolle unangenehm zu sein, aber der gute Mann musste ja seinen Job machen. Und er machte ihn so gut, dass der eigentliche Inhalt unserer Klage gar nicht erst zur Verhandlung kam.
Jetzt verstehe ich besser, warum manche Leute meinen, dass die EU nicht die Interessen ihrer Bürger, sondern der Konzerne vertritt.
Hinterher fragte mich der Richter noch, ob ich weiterhin mit der Bahn führe. Ich zuckte mit den Achseln. Was bleibt einem anderes übrig, wenn man nicht auf Flugzeug oder Auto umsteigen will (oder kann)?
Wobei: Ein Freund von mir ist neulich mit seiner Tochter von München nach Peine zu seiner Mutter gefahren – mit dem Tandem. Sechs Tage waren sie unterwegs. Liegt hier womöglich die Zukunft der Mobilität? Ist zwar nicht so schnell, aber irgendwie reeller als von einer Bahn stehen gelassen zu werden, die die Verantwortung für die eigene Inkompetenz mit Hilfe von EU-Recht auf ihre Kunden abschiebt.
War ich neulich doch mal wieder im ersten Bezirk. Eine Redakteurin von Radio Stephansdom hatte mich ins Studio eingeladen, um über Roald Amundsen zu sprechen. Am 16. Juli jährt sich zum 150. Mal der Geburtstag des berühmten Polarforschers. Er spielt eine Hauptrolle in meinem Buch „Das Eis und der Tod“ .
Roald Amundsen von ungewohnter Seite. Die Kolorierung erfolgte nachträglich. Bild: Noxstar8, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Alle Welt kennt Amundsen als „Bezwinger“ des Südpols, Wikipedia ihn auch als Kapitän des ersten Schiffes, das die Nordwestpassage durchfuhr, als Expeditonsleiter beim ersten Luftschiff-Flug über den Nordpol und Vollbringer weiterer polarer Heldentaten. Abseits solcher Bravourstücke war über den Menschen Roald Amundsen lange Zeit wenig bekannt. Der Entdecker unerforschter Landstriche war ein Meister im Verbergen seines Innenlebens.
Erst Tor Bomann-Larsen gelang es 1995 mit seiner grandiosen Biographie (deutsch 2007), die unkartierten Eiswüsten im inneren Kontinent des Roald Amundsen zu durchmessen. Bomann-Larsen zeigte auch, welchen bedeutenden Anteil der Geschäftsmann Leon Amundsen an den Erfolgen seines jüngeren Bruders Roald hatte – was diesen nicht daran hinderte, später mit Leon zu brechen und ihn öffentlich zum „Verräter“ zu erklären.
Seine Kurzsichtigkeit verstand der berühmte Polarforscher zeitlebens zu verheimlichen. Bild: SDASM Archives, Public domain, via Wikimedia Commons
Roald Amundsen war zeitlebens viel unterwegs, vor allem mit Dampfer und Eisenbahn auf seinen Vortragstourneen, während er seine Polarreisen vorzugsweise mit Ski, Hundeschlitten, Segel- und Motorschiffen bestritt. Später entdeckte er das Fliegen für sich, allerdings weniger als Pilot denn als (prominenter) Passagier.
Die Frage des Transportmittels stellte sich auch mir, als ich in den ersten Wiener Bezirk fuhr. In die Stadt mit der S-Bahn, so viel war klar. Aber wie weiter? Bislang hatte ich stets das „Citybike“ genutzt, aber das ist von der Stadt Wien demontiert worden. Das Nachfolge-System verlangt ein Smartphone, das ich nicht habe.
Deutschordenshaus, Wien Bild: Manfred Werner – Tsui, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Also das eigene Rad in den Zug geladen und damit bei prächtigem Sonnenschein vom Praterstern in den ersten Bezirk geradelt, bis zum Deutschordenshaus, wo unterm Dach Radio Stephansdom seine Studios hat. Im malerischen, gepflasterten Innenhof machte ein Mann sich mit dem Kärcher zu schaffen. Ringsum parkten Autos.
Wo man hier sein Rad abstellen könne, fragte ich den Mann. „Bitte nicht im Hof!“, rief er. „Wo denn dann?“, fragte ich. „Woher soll ich das wissen“, antwortete er und warf seinen Kärcher an. Nach einigem Suchen fand ich zwei Ecken weiter an der Straße einen freien Laternenmast. Im Studio angekommen, erzählte ich der Redakteurin von meiner Suche nach einem Radabstellplatz. „Oje, heikles Thema“, meinte sie: „Übrigens schon seit Jahrzehnten …“
Ein paar Tage vor dem Angriff der russischen Staatsgewalt auf die Ukraine hatte ich ein Gedicht geschrieben, das ich an dieser Stelle veröffentlichen wollte, und zwar ein Sonett. So ein Sonett ist die Fingerübung eines Berufsschreibers, eine Tüftelei mit Worten, über deren Gelingen der Autor sich freut, sodass er sie gern herzeigt, ohne ihr jedoch größere Bedeutung zuzumessen – selbst wenn das Thema nur scheinbar unbedeutend ist. Das Sonett handelt nämlich von meinen Freunden, den Meisen. Aber als der Krieg ausbrach, erschien all das, die Meisen, das Sonett, mein literarischer Bastlerstolz, schlagartig bedeutungslos. Inzwischen denke ich, dass ich damit zumindest den Meisen Unrecht getan habe.
Gewalt macht mir seit jeher Angst, nicht zuletzt dann, wenn in mir drin die Wut hochkocht. Die Gefühle auszuhalten, die dieser Krieg beim vermeintlich abseits stehenden Zuschauer auslöst, Angst, Trauer, Zerknirschung und hilfloser Zorn, kostet Kraft. Dabei sollte ich mich als Historiker nicht wundern. Zivilisation und Verbrechen sind zwei Seiten derselben Medaille. Seit 1989 – dem Jahr, in dem ich volljährig wurde – herrschte auf der Erde immer irgendwo Krieg: von Irak, Jugoslawien und Tschetschenien über Kosovo, Afghanistan, wieder Irak, Jemen und Syrien bis zu den „Drogenkriegen“ in Mexiko und auf den Philippinen, um nur jene zu nennen, die mir ad hoc einfallen. Und doch war der russische Angriff auf die Ukraine ein Schock, ein körperlich empfundener Schock, den ich lange nicht werde verarbeitet haben. Tua res agitur, paries cum proximus ardet, haben wir seinerzeit in der Schule gelernt: Deine Sache steht auf dem Spiel, wenn die Nachbarwand brennt.
Bild: Martin Kunz, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Что делать? Was tun, wenn es brennt? Die Menschen in der Ukraine zeigen es uns gerade: Sie lassen sich nicht zu Opfern machen. Zu den Dingen, die wir tun können – Geflüchteten helfen, Energie sparen, für Demokratie und Menschenrechte eintreten, gemeinsam mit unseren Kindern Gewaltfreiheit üben –, gehört auch, sich weder von der Gewalt noch ihrer Androhung einschüchtern zu lassen. Und für Autoren gehört dazu, weiter zu schreiben und zu publizieren. Das sind wir auch den Meisen schuldig. Darum:
Sei mir gegrüßt, befreund’te Schar der Meisen!
Wie war der Garten eben noch so leer,
doch nun ein wildes Schwirren hin und her,
durchs Fenster trillern eure munt’ren Weisen.
Man kann euch Meisen nicht genügend preisen.
Der winterliche Garten läge sehr
verödet da, erstarrt, kämt ihr nicht mehr,
um ihn der Winterstarre zu entreißen.
Ein gelbes, blaues, weißes, schwarzes Flattern –
zwei kurze Beinchen reichen euch zum Klettern.
Ihr macht nicht Halt vor Zäunen oder Gattern.
Ihr turnt herum auf Ästen bar von Blättern.
Und wenn im Wind die Fahnen klirrend rattern,
dann dank ich euch als meines Tages Rettern.
Unsere Tochter lernt seit Beginn dieses Schuljahrs Russisch. Das Curriculum ihrer Schule verlangt eine dritte Fremdsprache. Französisch und Russisch standen zur Wahl. Ich glaube, dass sie sich aus Neugier für Letzteres entschieden hat. Russisch war für sie exotischer und damit interessanter.
Als der Kurs zusammentrat, zeigte sich, dass nur drei von 15 Schülerinnen und Schülern als Muttersprache Deutsch hatten. Die anderen sind mit zumeist slawischen Sprachen aufgewachsen, einzelne mit Russisch. Auch die Lehrerin ist Russin, im übrigen eine liebe Frau und engagierte Pädagogin, sodass das neue Fach unserer Tochter bald Spaß zu machen begann.
Doch die Freude ist mittlerweile verflogen. Das liegt weder an der Lehrerin noch an der Klasse oder etwa schulischen Misserfolgen. Vor ein paar Tagen sagte unsere Tochter beim Abendbrot, dass sie keinen Sinne darin sehe, die Sprache eines Landes zu lernen, das „solche Sachen macht“. Mit „solchen Sachen“ meinte sie den massenhaften Aufmarsch russischen Militärs an den Grenzen zur Ukraine. Was auch immer der Grund für diesen Aufmarsch ist, die russische Militärmaschinerie wirkt bedrohlich und gibt alles, nur kein sympathisches Bild ab.
Wir haben unserer Tochter gesagt, dass man unterscheiden müsse zwischen dem russischen Volk und der russischen Regierung. Was auch immer die Regierung im Sinn habe, die meisten Menschen in Russland wollten so wie wir in Frieden leben. Es seien nach unserer Erfahrung sehr herzliche, gastfreundliche Menschen, und es lohne bestimmt, ihre Sprache zu lernen.
Aber warum, fragte unsere Tochter, würden die Menschen in Russland dann zulassen, dass ihre Regierung andere Staaten bedroht? Warum würden die russischen Soldaten tun, was ihre Regierung sagt?
Darauf wussten wir keine rechte Antwort. Wir fragten unsere Tochter, ob sie schon im Unterricht über die Situation gesprochen hätten. Sie sagte, nur mit ihren Freundinnen, aber nicht mit der ganzen Klasse. Sie habe den Eindruck, dass die Lehrerin vermeide, über die politische Lage in Russland zu reden, vermutlichaus Angst, dass die Diskussioneskalieren könnte. Einige in der Klasse kämen nämlich aus Polen und der Ukraine, andere aus Russland, unddie Stimmung sei ziemlich angespannt.
Was auch immer die russische Regierung in der Ukraine zu gewinnen hofft, die Herzen in Europa gewinnt sie damit kaum – auch nicht unter den wenigen jungen Menschen, die hierzulande Russisch lernen. Aber wozu auch braucht eine Großmacht wie Russland Freunde an einem Wiener Gymnasium?
Ergänzung am 1. März 2022
Als das Vorstehende geschrieben wurde, Anfang vergangener Woche, wollte auch ich noch nicht glauben, dass die russische Regierung Ernst machen und die Ukraine mit einem vorgestrigen Landkrieg überziehen würde. Seit dem Tag des Angriffs wird in der Russisch-Klasse unserer Tochter endlich über all das geredet, ausgiebig und offen. Die Oma einer Schülerin sitzt in Kiew, sitzt im Wortsinn, denn sie ist an den Rollstuhl gefesselt und kann nicht in den Luftschutzkeller fliehen. Die Lehrerin erzählt von einer Freundin in Russland, deren Sohn zum russischen Militär eingezogen wurde und die seit Tagen vergeblich in Erfahrung zu bringen versucht, wo ihr Sohn ist und wie es ihm geht. Schülerinnen und Lehrerin sprechen über ihre Ängste und ihren Schmerz. Es ist nur ein schwacher Trost – aber immerhin ein Trost, dass wenigstens in dieser Schulklasse kein Krieg herrscht.
Seit mehr als einer Woche leisten also auch wir unseren Beitrag zum Erreichen der Herdenimmunität. Nachdem unser Sohn das Virus aus der Schule eingeschleppt hatte und krank wurde, ging es wie bei den Dominosteinen: Zwei Tage später ist meine Frau umgefallen, tags darauf ich, nur unsere Tochter trotzt bisher standhaft den unsichtbaren Invasoren. Wie es scheint, haben wir gottlob eh nur das, was die Virologen einen „milden Verlauf“ nennen. Aber auch wenn das Virus altersmilde geworden sein mag: Wir waren bloß froh, dass unsere Kinder aus dem Gröbsten heraus sind. Was Eltern von – womöglich gar erkrankten – Kleinkindern durchmachen, wenn sich beide gleichzeitig das Coronavirus einfangen, möchte ich mir nicht ausmalen. Knockout und Quarantäne sind schon keine gute Kombi. Aber Kleinkinder würden ihr die Krone aufsetzen.
Wer blöde Kalauer machen kann, muss sich auf dem Weg der Besserung befinden. Auch ein wieder erwachtes Interesse für die Außenwelt gilt ja gemeinhin als gutes Zeichen bei einem Kranken. Ob dieses Interesse seiner Rekonvaleszenz förderlich ist, steht auf einem anderen Paper. Der erste Blick über den Tellerrand unseres Quarantänehaushalts galt natürlich der allgemeinen Pandemielage. Und da lese ich gleich die Meldung, Herr Lauterbach habe getwittert: „Studien legen nahe, dass man sich relativ kurz nach der Infektion (mit ‚Omicron‘) wieder anstecken kann.“ Ich kann schon verstehen, warum dieser Mann vielen so sympathisch ist. Er ist immer so aufbauend. Aber hatte Herr Drosten nicht gerade erst erklärt, dass man nach drei Impfdosen und anschließender Infektion „auf Jahre hinaus“ immun sei? Frag zwei Ärzte, und du kriegst drei Antworten.
Wobei man als Laie ja froh sein kann, wenn diese Götter in Weiß in normaler Sprache zu einem sprechen. Auf orf.at wird ausgiebig Katharina Reich zitiert. Die Dame ist Vorsitzende der GECKO, der „Gesamtstaatlichen Krisenkoordination“, die am Wochenende ihre Strategie für den Herbst präsentiert hat. Diese beinhaltet eine Auffrischungsimpfung im September. Weil: „Dies nicht nur, um den Individualschutz zu verbessern, sondern auch den kurz dauernden infektions- und transmissionsreduzierenden Effekt der Boosterungen (den wir ja auch schon bisher gesehen haben) strategisch besonders gut für die Herbstwellendämpfung auszunützen. Dieser Effekt wird vor allem über die Antikörperbildung mediiert, die post-booster besonders gut ist.“
Das wird jedem Impfskeptiker unschwer einleuchten.
Wen wundert es da, wenn viele Menschen lieber Ricardo Leppe zuhören. Auf allen einschlägigen Kanälen holt der sympathische Jungunternehmer aus dem niederösterreichischen Gloggnitz die Menschen genau dort ab, wo sie sind. Ein Menschenfischer, der im Netz seine Netze auswirft: „Wenn’s dich hier schon mal hergetrieben hat, dann wirst du vielleicht auch spüren, da draußen, da passt irgendwo was nicht. Die einen fressen sich zu Tode, und die anderen haben nichts zum Essen. Da rennt doch irgendwas schief. Oder wo es dann heißt, nein, wir sind doch die höchst fortgeschrittene Zivilisation überhaupt, aber wir sind fast alle so krank wie noch nie … da passt doch irgendwas nicht zusammen.“
Was nicht passt, wird passend gemacht – dank Ricardo Leppe, der das Übel an der Wurzel packt, nämlich den Staat an seinem Bildungsystem. Mit seinem Aufruf, den öffentlichen Schule den Rücken zu kehren, findet er offenbar wachsenden Zulauf, vor allem unter Menschen, die Probleme mit dem Impfen haben.
Ich habe unsere Tochter gefragt, was sie besser fände, wenn sie die Wahl hätte: mit uns in den Wald oder in die Schule zu gehen? Die Arme, obwohl „pumperlg’sund“, hockt seit mehr als einer Woche in freiwilliger Quarantäne mit uns zuhause herum, um niemanden versehentlich anzustecken. Sie hat nur die Augen verdreht und geseufzt: „Ich wäre so gern bei meinen Freunden in der Schule“. Noch lieber wäre sie jetzt allerdings irgendwo im Süden am Meer. Wie sind eigentlich die Strände in Peru, Herr Leppe?
Nachträglicher Vorschlag am 8. Februar 2022
Warum nimmt unsere Regierung eigentlich nicht Herrn Leppe unter Vertrag, damit er für die Impfpflicht wirbt? Gewiss hat der Mann seine Prinzipien, und Prinzipien haben ihren Preis. Aber er scheint auch Geschäftssinn zu haben, und nachdem sich der Bund durch den Ausfall der Impflotterie 1,5 Milliarden Euro erspart, sollte das doch Spielraum für ein diskutables Angebot eröffnen. Gloggnitz wäre jedenfalls ein pittoresker Ort für ein Damaskus-Erlebnis …