Ein halbes Jahrtausend …

Aktualisiert am 13. August 2019

… ist es nun her, dass vom Puerto de las Muelas in Sevilla fünf Schiffe ablegten. Es war der 10. August 1519, ein Mittwoch und Festtag des heiligen Lorenz. Zuvor hatte sich die Besatzung in der Kirche Santa Maria de la Vitoria zum Abschiedsgottesdienst versammelt, und der Statthalter des kastilischen Königs hatte dem Kommandanten der Flotte die Standarte überreicht. Danach waren alle zum Hafen gezogen, wo die Schiffe, mit Wimpeln geschmückt und schwarz glänzend vom Pech, vertäut lagen. Salutschüsse donnerten über den Fluss. Ein Schiff nach dem anderen stieß vom Ufer ab, die Focksegel gingen hoch, Bug um Bug drehte sich stromabwärts. Noch am selben Tag brach ein Eilbote nach Barcelona auf, um die Nachricht an den Hof Karls I. zu bringen: Die Molukken-Armada hatte endlich abgelegt!

Sie sollte dem kastilischen König gebührenden Anteil am Handel mit kostbaren Gewürzen bescheren, die im fernen Indien  gediehen. Das zumindest hatte der Kommandant der Flotte, ein portugiesischer Ritter namens Fernão de Magalhães, den man hierzulande als Magellan kennt, dem König versprochen. Magellan wollte finden, was schon zahllose Seefahrer vor ihm vergebens gesucht hatten: einen westlichen Seeweg nach Indien, und so den östlichsten Teil von Asien kastilischer Herrschaft unterwerfen. Doch seine Rechnung ging nicht ganz auf.

Bild: Ansicht von Sevilla im 16. Jh., Alonso Sánchez Coello zugeschrieben (Datei: WIkimedia Commons)

Von jener Flotte, die am 10. August 1519 von Sevilla ablegte, kehrte am Ende nur ein Schiff zurück: die „Vitoria“. Ihr Befehlshaber hieß Juan Sebastián Elcano, denn Magellan war auf den Philippinen (die damals noch nicht so hießen) im Kampf mit deren Einwohnern gefallen, nachdem er und seine Crew tatsächlich einen westlichen Seeweg nach Asien gefunden hatten – durch eine Meerenge im tiefen Süden Amerikas, die heute  „Magellanstraße“ heißt. Erstaunlicher noch: Die „Vitoria“ kehrte, nachdem sie die Molukken angefahren hatte, über das Kap der Guten Hoffnung nach Spanien zurück und hat damit als erstes Schiff, von dem man weiß, die gesamte Erde umrundet. Daher gedenken wir in diesen Tagen der ersten historischen Erdumsegelung.

Hören Sie mehr darüber im „Zeitzeichen“ des WDR-Hörfunks zum 10.8.1519, von und mit Ralph Erdenberger.

Oder lesen Sie mein Buch:

Bild: Verlag C.H. Beck

Christian Jostmann: Magellan oder Die erste Umsegelung der Erde. 336 S., mit 11 Abb. und 2 Karten. Verlag C.H. Beck, München 2019. 24,95 Euro (D).

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