Schlieren der Schöpfung

Veröffentlicht am 2. Juli 2023
Mit immerwährend großem Ruhm bedecken
Tat sich der Schöpfergott, als er die Welt
Erschuf und alles, was sie so enthält.
Doch was nur wollte Er damit bezwecken,

Als Er ins Dasein rief die nackten Schnecken?
Die hat der Teufel wohl bei Ihm bestellt.
Sie haben mir schon oft den Tag vergällt,
Sind aller Gartenfreunde wahrer Schrecken.

Das Schlimme ist an diesen grausen Tieren,
Dass ihnen leider welkes Grün nicht reicht
Und sie nach jungen Pflanzen immer gieren.

Und wenn er seinem Beete naht, erbleicht
Der Gärtner, weil er statt Salat bloß Schlieren
Sieht und sein Garten einem Schlachtfeld gleicht.

Penem et circenses

Veröffentlicht am 7. Juni 2023
Nicht Erwin Lindemann, nein, sondern Bill
Benannte sich ein sehr berühmter Sänger.
Der tourt mit seiner Gruselband schon länger
Durchs Land, und die Konzerte sind der Thrill.

Doch nach der Show wirds immer furchtbar still
In Bill, da kriegt er immer voll den Hänger.
Zum Glück ist er ein wahrer Seelenfänger,
Der weiß, was so ein junges Mädel will.

Er lässt die jungen Dinger sich von Schranzen
Ins Hinterzimmer seiner Bühne führen,
Wo sie nach Gabe chemischer Substanzen

Für ihn allein hinter verschlossnen Türen
Zutiefst entspannt ganz ohne Hemmung tanzen,
Und Bill kann sie in Ruhe penetrieren.

 

Populisten

Veröffentlicht am 17. April 2023
Wer schützt uns gegen Klimaterroristen,
vor Genderwahn und Ökodiktatur?
Wer kümmert sich um eigne Leute nur?
Das schaffen ganz allein die Populisten.

Und wehe, einer sagt, sie wär’n Faschisten!
Denn kommst du ihnen auf die linke Tour,
Dann schalten sie sekundenschnell auf stur
Und setzen dich auf ihre schwarzen Listen.

Sie finden, Fremde hätten zu viel Rechte
Und Grenzen wär’n mit Stacheldraht zu stählen.
In Putin sehen sie nicht nur das Schlechte

Und Russland kann auf ihre Freundschaft zählen.
Den Frieden stören bloß die Nato-Mächte.
Da muss man eben Populisten wählen.

Der Rechner Fantasie

Veröffentlicht am 1. April 2023
Erinnert sich noch jemand an die Dot
com-Blase, jene große Hysterie?
Inzwischen heißt das Zauberwort KI
Und Algorithmus ist der neue Gott.

Was Menschen denken, gilt doch längst als Schrott
Verglichen mit der Rechner Fantasie;
Es komponiert die schönste Melodie
Und schreibt die feinste Lyrik uns ein Bot.

Bedauerlich ist dieser Trend mitnichten.
Wie viele Stunden hab ich schon verschwendet
Mit Reime-Finden und Sonette-Dichten!

Doch diese Mühsal ist nun bald beendet
Und dank KI kann ich mein Sinnen richten
Ganz auf die Dinge, die das Fernsehn sendet.

 

Klingt Sägelärm vom Forste

Veröffentlicht am 8. März 2023

Du hast ’nen Playsie-Pad aus Gold? Ich bin auf Kettensäge stolz!

Dass Holz sich gut als Brennstoff eignet, hat
Sich unter Eigenheimbesitzern bald
Herumgesprochen; wacker in den Wald
Ziehn sie mit ihren Pick-Ups aus der Stadt.

Mit Spaltaxt, Kettenöl und Sägeblatt
Bewaffnet, kennt ihr Wüten keinen Halt.
Weil ihre Badezimmer niemals kalt
Sein sollen, machen sie die Wälder platt.

Akazien, Buchen, Fichten, Eschen, Eichen:
Im Zweitakt-Dunst gehn splitternd sie zu Boden.
Sie müssen vor der Kettensäge weichen

Und bleiben leblos liegen auf den Soden.
Klingt Sägelärm vom Forste, ist’s ein Zeichen,
Dass Ofen-Eigner uns’re Wälder roden.

Business-Kollektion

Veröffentlicht am 27. Februar 2023
Mit Investoren Businesspläne schmieden
Und sexy Kollektionen für die Massen
Entwerfen täte wohl so manchem passen,
Doch ist’s den meisten von uns nicht beschieden.

Wir haben oftmals sogar ganz vermieden
Und sträflich ignorant es unterlassen,
Mit Modethemen ernst uns zu befassen,
Und hatten trotzdem lange unsern Frieden,

Bis ich vor kurzem in der Zeitung las
Von einer Frau, die Leuten Kleider macht
Und dass ihr das anscheinend großen Spaß

Bereitet und zudem Fortuna lacht.
Und ich sitz müßig hier herum, im Maß-
Anzug, am Achterdeck von meiner Yacht!

Der mit dem Hund tanzt

Veröffentlicht am 15. Februar 2023

Das folgende Sonett soll keinesfalls das Werk eines namhaften deutschen Choreographen beschmutzen:

Was geht in einem Menschen vor, der Scheiße
Von einem Hund in eine Tüte schmiert
Und damit einer Frau Gesicht traktiert,
Nur weil sie seine Tanzrevue verreiße?

Auch wenn des Mannes Weste eine weiße
Bisher gewesen ist und Ruhm ihn ziert,
So hat er seinen Ruf doch ruiniert
Durch solch infames Hundekot-Geschmeiße.

Der Nimbus ist ihm wohl zu Kopf gestiegen,
Der ihn umgibt als Künstler und Genie.
„Was ich erreicht, es will mir nicht genügen“,

Befand er und ersann die Strategie:
„Ich werde meine Kritiker besiegen
Mit einer Kacki-Choreographie.“

Normalerweise

Veröffentlicht am 13. Februar 2023
Normalerweise geht es in Sonetten
Um Liebesdinge, Herzschmerz und dergleichen.
Wen kann man denn mit sowas noch erreichen?
Als ob die Leut' nicht andre Sorgen hätten!

Sie wollen etwas andres lesen, wetten?
Drum soll man solche soften Themen streichen,
Und alle Psycho-Dichter solln sich schleichen,
Sonst ist der Ruf der Dichtkunst nicht zu retten.

Wer dichtet, sollte sich an Straßen kleben
Und dort für ein paar Stündchen kleben bleiben.
Da würd man wirklich einmal was erleben.

Da ließen sich Sonette drüber schreiben.
Ich fühl den Zorn der Menge schon erbeben,
Wenn Dichter derart krassen Unfug treiben.

In memoriam Heinz Erhardt

Veröffentlicht am 29. Dezember 2022

In unserer Reihe „Das humoristische Gelegenheitsgedicht“ präsentieren wir heute ein Stück, das der Gattung „Morgendliche Beinahe-Ergüsse“ zuzuordnen ist:

Ich lieg im Bett und muss aufs Klo.
Nun ist es aber leider so:
Das Klo ist weit.
Der Gang ist kalt.
So lieg ich schon geraume Zeit,
Riskiere einen Harnverhalt
Oder eine Überschwemmung, 
Weil von meinem Bett die Trennung
Mir so schrecklick schwere fällt.
Damit das Wehr noch weiter hält,
Erzähl ich mir ein paar Geschichten
Und übe mich derweil im – Dichten.

Auf der Matte am Morgen

Veröffentlicht am 6. September 2022
Wie köstlich klingt doch das Flirren der Blätter,

Wenn morgens der Wind durch den Garten streicht

Und hoch in den Zweigen der Birke pfeift der Pirol.

Das Fenster steht offen und ich auf der Matte

Lieg selig da im Shavasana.